Ein Geschäft in Europa

Meine früheste Erinnerung an eine Vorstellung, was die Stadt Neapel sein könnte stammt etwa aus den beginnenden 70er Jahren. Sie ist natürlich geprägt von Klischees, Vorurteilen und pubertären Phantasmagorien und lässt sich in etwa folgendermaßen umreißen: Es ist eine lebensgefährliche, dunkle Stadt, geprägt von Gewalt, chaotischem Straßenverkehr und einem omnipräsenten Schwarzmarkt. Neapel ist ein Moloch, der die Kriminalität quasi täglich per Schiffsladung einführt und selbstverständlich auch wieder verschickt. Ein ähnliches Bild vollkommener Ruchlosigkeit prägte sich aus dieser Zeit bei mir von New York ein. Natürlich spukten da Mafia-Mythen aus diversen Hollywood-Produktionen im Kopf herum, aber genauso deutlich die Nachricht vom Überfall eines bayrischen Politikers nachts in den Schluchten von Manhattans, also der Politiker FJS wurde zum Opfer und nicht umgekehrt. An diesen beiden Landmarken hörte für ein schlichtes Pennälerhirn, wie dem meinen, die Welt erstmal auf und das Böse lauerte direkt dahinter.

So klein war der Kosmos noch ohne Smartphone, Internet und Monitoring. Selbst Fax, Walkman und Video waren noch nicht zur Marktreife durchgesetzt und damit war der Globus nur unvollkommen zu erobern. Er stellte sich bruchstückhaft und nur sehr unvollständig dar. Geschwindigkeit war noch eine positiv besetzte Vorstellung und die glänzende Vision von einem rundum globalen Marktgeschehen wie es unser Turbokapitalismus heute kennt, schien kaum denkbar.

Auf der anderen Seite brachte ich die süße Fischerei-Romantik von Capri und ihrer blauen Grotte mit dieser dunklen Idee von Stadt überhaupt nicht in Verbindung, obwohl die Insel als Sehnsuchtsort von Liebe und Luxus nur einen herculischen Steinwurf weit weg vor Neapel liegt. Das war 50er/60er-Jahre-Kitsch und keineswegs erst zu nehmen. Auch die andere Peripherie legte meine juvenile Ignoranz nicht in Übereinstimmung mit der süditalienischen Metropole. Pompeij und Herculaneum waren eigentlich nichts weiter als antike Ruinen, die einem nur die Schulzeit noch schwerfälliger machten. Ein kleiner Funken Begeisterung kam mit einem Film auf, den Pink Floyd im Amphitheater von Pompeij als Konzertfilm ohne Publikum gedreht hatten. Doch das Monolithische der antiken Stadt erschloß sich mir ebensowenig wie das Interesse für die britischen Psychedelik-Dinosaurier von Dauer war. Das Thema war erstmal durch.

Die Annäherung an diesen Landstrich, den ich heute, ohne mit der Wimper zu zucken, als Essenz von Europa bezeichnen würde, blieb zunächst und für lange Zeit fragmentarisch. Nicht daß Italien auf Dauer keine Rolle mehr in meinem Leben gespielt hätte, aber es waren eben doch nur Ferienziele, später auch berufliche Aufenthalte oder auch beides zusammen, vornehmlich im nördlichen Teil. Mailand, San Remo, Turin, Ligurien, Toskana, Venedig, alles toll, aber doch irgendwie viel zu schön für eine rauhe Seele wie mich, der Kindheit und Jugend im Kerngebiet der Schwerindustrie verbracht hatte. So gammelten die unterschiedlichsten Erinnerungen von dolce vita irgendwo im Kopf vor sich hin, vermehrten sich sogar, hatten aber weder nachhaltigen noch dauerhaften Einfluß auf meinen übrigen Organismus.

Das änderte sich. Es waren etwa die Jahre 2002/2003 und ich kam als maroder und deutlich der Sonne entwöhnter Galerist zum ersten Mal nach Neapel. Unter kundiger und pausenloser Führung einer Künstlerin ließ ich mir das Spektakel gefallen, das bis heute nichts von seinem Reiz eingebüßt hat. Und ich meine nicht nur, daß diese Künstlerin mittlerweile meine Frau ist, sondern auch, daß diese Gegend rund um den Vesuv mitsamt der Inseln und der amalfitanischen Küste Jahr für Jahr von uns aufgesucht wird.

Anfangs war ich noch beeindruckt von den oberflächlichen Dingen, wie dem chaotischen Straßenverkehr mit Bus, Straßenbahn, Massen von Motorinos, Kleinwagen kreuz und quer, scheinbar ohne Regeln aber auffallend wenigen Unfällen, dem Tempo und dem Lärm der Menschen. Das war wie New York, nur viel anarchischer. Es spielte sich so wahnsinnig viel gleichzeitig ab, alles auf der Straße und ohne Filter. Ich verstand kein Wort, hier wird in den seltensten Fällen italienisch gesprochen und neapolitanisch ist bis heute nicht mein Ding. Aber wie ein doppelter Code half die begleitende Gestik enorm, um von diesem verrückten Straßentheater vor den eigenen Augen doch noch etwas zu begreifen.

Schon mein erster Aufenthalt war also Urlaub, Abenteuer und Erweckungserlebnis in Einem. Den Zeitpunkt kann ich nicht mehr genau rekonstruieren, es folgten zu viele Reisen an den Golf von Neapel, die immer wieder und bis heute neue, bemerkenswerte und kuriose Erfahrungen brachten, als das eine als ganz besonders hervorgehoben werden könnte. Ich lernte jedenfalls die Umgebung des Vesuv als Ganzes zu nehmen: Das geht los mit Ravello, Amalfi, den Monti Lattari und der amalfitanischen Küste; Sorrent am Rande, dann liegen die antiken Ausgrabungen von Herculaneum und Pompeij am Vulkan in heikler Nachbarschaft zu nicht immer harmlosen Randbezirken wie Torre Annunziata oder Torre del Greco. In der Stadt selbst ist die Aufzählung selbst schon Roman, bis man dann mit der S-Bahn nördlich stadtauswärts am Stadio San Paolo des SSC Neapel vorbeikommt, den Posillipo hinter sich gelassen hat, an der Stahlwerksruine von Bagnoli vorbeikommt, entweder an den schwefelig dampfenden phlegräischen Feldern aussteigt oder direkt weiterfährt nach Bacoli, wo schon römische Legionen ihr Lager am Meer aufgeschlagen hatten. Pozzuoli kann dann als nördlicher Abschluß der Golfregion gesehen werden. Und die drei Inseln Ischia, Capri und Procida tun ihr Übriges, um die Gegenwärtigkeit der Epochen vom spätgriechischen Dekadententum, über die römischen Antike zu Mittelalter, Barock, Industriezeitalter und auch Prozesse des 21. Jahrhundert in diesem Landstrich ablesbar zu machen.

Um mit anderen Aspekten als denen von der Beschreibung eigener Reisen und Vorstellungen zu langweilen, stellt sich nun die Frage nach dem Grund für die Entstehung der hier im Katalog beschriebenen Ausstellung in der Galerie von Peter Tedden. Auf Procida – bis 1988 eine berüchtigte Gefängnisinsel und vielleicht deshalb auch ferntouristisch nicht so frequentiert wie die übrige Region am Golf von Neapel – entwickelten meine Frau und ich Idee von der Gründung eines Kunstvereins zur Kultivierung der künstlerischen Beziehungen zwischen Düsseldorf und Neapel. Im wahnsinnig pittoresken Fischerhafen von Corricella grübelten wir über die Namensgebung, pendelten zwischen Caprisonne, Caprifischer und Capribatterie hin und her, bis dann dieser mit Kippenberger- und Beuys-Bezug belegte Titel stand: Capribatterie sollte das heißen, und als ob der Umgang mit den Dingen in dieser Findung seinen manifesten Niederschlag finden sollte – ich war nach rund 30 längeren Begegnungen mit der Region bis heute nicht auf Capri – ein Versprechen an die Zukunft war gelegt.

Daheim wurde der Verein allen bürokratischen Regularien gemäß mit Freunden im Jahr 2006 gegründet, und einer unregelmäßigen aber beständigen Aktivität um die vulkanischen Phänomene der italienischen wie der deutschen Kunst war ein Fundament gelegt. Resultat dieser Korporation waren diverse Projekte, Ausstellungen und Begegnungen, organisiert je nach Möglichkeit in Düsseldorf oder Neapel. Auftaktveranstaltung war im November 2006 eine Ausstellung Düsseldorfer Künstler (mit Ralf Berger, Sebastian Freytag, Jörg Paul Janka, Jost Wischnewski und Jörg Zboralski) in den großzügigen Räumen der Fondazione Morra in Neapel. In Düsseldorf stellte sich der Verein einen Monat später in der Kunsthalle vor. Nach circa 13 Jahren des Bestehens der Capribatterie war es sinnvoll, das Ausstellungsangebot von Peter Tedden anzunehmen, um ein kleines Resümeé in seiner Galerie mit Hilfe von Künstlern beider Regionen zu ziehen. Es ist selbstverständlich, daß dieser Ausstellungsentwurf natürlich nur eine streng subjektive Ansicht liefert, aber von der Gültigkeit ausführlicher Erfahrungen geprägt ist.

Nun sind sieben Künstler für Neapolis Concept Store zusammengekommen, denen ich mit den folgenden Sätzen aus gegebenem Anlaß nur ihre spezielle Neapolitanität zuschreiben möchte. Dass ihre künstlerische Qualität auf viel breiterer Basis steht, versteht sich, setze ich voraus und erwähne es deshalb kurz vorab.

Neapel ist extrem. Reichtum und Armut, Ruhe und Lärm, Abfall und Luxus, Vitalität und Gebrochenheit, etliche Gegensätze liegen hier in ebenso enger Nachbarschaft, wie sich solche Polaritäten endlos fortschreiben lassen. In keiner Stadt der Welt ist die Altstadt auch der Hort der Armut ebenso wie das Refugium der Feudalen. Beide müssen sich in den engen Gassen (neben den Massen von Touristen hier auch begegnen. Hier leben in den Bassi (kleine Einraumwohnungen mit Eingang direkt zur Straße) sehr armselige Existenzen und dahinter in den großzügigen Höfen und Etagen breitet sich vergangener und gegenwärtiger Wohlstand aus. In dieser seit Jahrhunderten erzwungenen Begegnung muß wohl auch das Geheimnis dafür liegen, daß das immer präsente Wohlstandsgefälle nicht dauernd in Konflikten explodiert. In der Nachbarschaft arrangiert man sich. Ein Basso eigener Art schuf Ralf Berger vor 13 Jahren mit seiner Performance „Monocamera“, griff damit die Enge ärmlicher Verhältnisse auf der Straße auf und transponierte sie in den großzügigen und weitläufigen Zusammenhang der Kunst im nahegelegenen Palazzo. Diese künstlerische Geste war geprägt von Vermittlung zwischen den Extremen und er als Einsatzleiter existenzieller Grenzerfahrungen ist gewissermaßen prädestiniert für die Formulierung einer solchen Utopie von einvernehmlicher Existenz.

In der Gegend von Bagnoli, direkt unterhalb des paradiesischen, großbürgerlichen Viertels von Posillipo gelegen, befindet sich als Monument absurder schwerindustrieller Visionen ein stillgelegtes Stahlwerk mit zwei Hochöfen. Als offenkundiges Symbol der Vermessenheit ökonomischer Entscheidungen wurde es Ende der sechziger Jahre hier erbaut, um von Beginn an defizitär zu arbeiten. Rohstoffe wie Kohle, Erze waren hier nie in der Nähe verfügbar und mit der Stilllegung 1991 war die Idee vom Ruhrgebiet hier schnell zu Ende. Relikte davon stehen wohl heute noch und solche Phänomene bilden unter Anderem das Agens für die Aktivitäten vom Kollegen Jörg Paul Janka. Als Kind des Ruhrgebiets ist er sehr vertraut mit Fluch und Segen vollmundiger Verheißungen und findet in Süditalien nicht nur des Öfteren Zuflucht, sondern auch immer wieder anschauliche Belege für seine Arbeit, die ich hier mal als Archäologie des ewigen Scheiterns an den eigenen Ambitionen umreißen möchte. Natürlich geschieht das in aller Würde und Respekt aber mit einem hintergründigen Humor, der besonders in Neapel große Tradition hat.

Vomero ist Uptown. Vom Hafen und den Quartieri Spagnoli aus gesehen liegt das Viertel auf dem Hügel, der sich hinter der großen Bergfestung des Castel Sant ‚Elmo erstreckt, luftig, gediegen und bürgerlich. Hier lebte der unvergessene neapolitanische Sänger Roberto Murolo und hier ist auch Mario Persico zu Hause. Der Künstler, mit seinen 89 Jahren ältester Beteiligter dieser Ausstellung, ist natürlich die Personifikation des gebildeten, kultivierten aber auch ungezähmten Neapel. In seinem Werk spricht die große theatralische Tradition der Stadt – Ironie, Verstiegenheit, Übermut und eine ausgemacht dadaistische Seele bringt er in seinem Werk zum flimmern. Für den kühlen Nordeuropäer tut sich hier ein Kosmos an Neckigkeit und Verspieltheit auf, der bei uns tatsächlich nicht denkbar ist. Seine Vergangenheit als Professor an der Kunstakademie von Neapel und Präsident des Institutum Patafisicum weisen ihn als künstlerische Instanz aus, die den Geist einer Stadt repräsentiert, weil sie so oft wie ein endloses Theaterstück daherkommt.

Meerseitig am Fuße des Vesuv liegen Portici, Torre del Greco, Torre Annunziata und Pompei. Die vier Kleinstädte liegen unterhalb der Einwohnerzahl von einhunderttausend, sind geopolitisch der Metropolregion Neapel zugerechnet und sind oberflächlich gesehen heute typische Randbezirke, wo sich auch die typischen Konflikte heutiger Gesellschaften heftig bis weniger stark abbilden. Also Gewalt, Integrationsproblematik, Perspektivlosigkeit und die Ausbildung von Parallelgesellschaften. Der Vulkan liegt hier über Allem, lange keine Aktivität mehr gezeigt, aber als Naturgewalt ist er omnipräsent und latent gefährlich. Touristisch ist das ebenso attraktiv wie die hiesigen, antiken Ausgrabungsstätten von Herculaneum, Oplontis und Pompeij, die ihren heutigen Status natürlich dem Vesuv verdanken, aber leider auch durch übermäßige Besichtigungsfrequenz zum Teil arg in Mitleidenschaft gezogen sind. Aus dieser Gegend stammt Mariarita Renatti, die an der Kunstakademie von Neapel ihre Ausbildung absolviert hat. In ihren Bildern springt mir eine geradezu caravaggeske Aktualität entgegen, die mich zu der Vermutung führt, daß sich die grundlegenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse seit dem Barock kaum verändert haben. Ihre Motive entwickelt Renatti aus ihrer persönlichen und familiären Umgebung, darf mit ihrem popkulturellen Hintergrund von Hipstern wohl als Gothic bezeichnet werden, aber Kategorien benötigen solche Bilder wohl kaum, um begriffen zu werden.

Es sind wohl schon acht Jahre her, als wir mit einer gehörigen Portion Fernostaffinität bei den Partenopei aufschlugen. Peking und das neue chinesische Wirtschaftswunder waren als Erfahrungshorizont relativ weiträumig ausgegraben. Und wie das so ist, wenn man Dinge neu kennen lernt, begegnen sie dir plötzlich überall wieder. Susanne Ristow machte diese Erfahrung nach häufigen berufsbedingten Aufenthalten im Reich der Mitte, dann in ihrer europäischen Wahlheimat. Auf der Basis des grassierenden Phänomens von überaus üppig inszenierten Hochzeiten, die in China total angesagt waren, erinnerte sie sich an die Gepflogenheiten alter neapolitanischer Traditionen und diese Parallelität förderte wirtschaftliche Zusammenhänge zutage, die so überraschend waren, weil sie noch in keiner Tageszeitung nachzulesen waren. Made in China wurde längst in Europa produziert und zum Beispiel unter dem Etikett Made in Italy gewinnbringend vermarktet. Kurz gesagt, chinesiche Manpower wird in großer Zahl nach Italien gebracht, um vor Ort billig original italienische Ware herzustellen. Für diesen Transfer war der Hafen von Neapel wie gemacht und ein komplett chinesisch dominiertes Gewebegebiet ist dort mittlerweile gewachsen. Ristows Werkgruppe „Cinacitta“ verdeutlicht diese Entwicklung anschaulich.

Parallelität und glückliche Zufälle waren auch der Begleiter für die Begegnung mit einem Künstler, der die untergründige, von heidnischen Ritualen geprägte Religiosität, dem Wiederauferstehungsmythos und anderen christlich geprägten Wahnvorstellungen ein modernes Gegenbild gab. Der Cyro-Tank, eine blank polierte Edelstahlsäule war vor dem Altar in einer Kirche positioniert. Das Objekt soll ursprünglich als Behälter gebaut worden sein, in dem man sich lebendig einfrieren lassen konnte, um auf unbestimmte Zeit später wieder erweckt zu werden. Gregor Schneider realisierte 2006 dieses Projekt Mit dem Kunstsammler Morra Greco in einer Altstadtkirche, quasi zeitgleich zu unserer ersten Capribatterie-Austellung bei Morra in der Sanitá. Ohne voneinander zu wissen, wohnten wir auch noch im gleichen Haus an der Piazza Dante. Man traf sich vor Ort und als Wiedererweckung ist die Dokumentation dieser Aktion als Fotoedition aktuell in Neapolis Concept Store zu sehen.

Katholizismus ist nicht immer leicht zu nehmen. Manche sagen, in der Altstadt von Neapel ist jedes zweite Haus eine Kirche. Ist nicht so, aber an jeder Ecke findet sich ein altarähnlicher Gedenkschrein für verschiedenste Anlässe. Fürsorglich als Miniaturkirche drapiert, oft kitschig beleuchtet, linkisch hergerichtet, manchmal groß, oft als Miniaturvitrine, aber immer aus tiefem Ernst mit Devotionalien ausgestattet, um der jeweiligen Vergänglichkeit eine Stätte der Erinnerung zu geben. Kirchen, Klöster Kathedralen lassen sich hier wirklich nicht zählen und einige sind mit außerordentlichen Kunstwerken ausgestattet. Bemerkenswert ist natürlich auch das jedes Jahr wiederkehrende Ritual vom Blutwunder des heiligen Gennaro, wo die kontinuierlich sich ereignende Wiederverflüssigung einer krustigen Substanz in einem kleinen Gefäß zelebriert wird. Für moderne Heilige ist auch Platz, es gibt einen kleinen Maradona-Schrein, der den Fußballhelden der Stadt im Gedächtnis hält und immer wieder für ein Stoßgebet der Fans gut ist, doch bitteschön mal wieder die Meisterschaft zu gewinnen. Bei dieser Omnipräsenz von Glaubensritualen gepaart mit großen Werken europäischer Kunst großer Zahl kann einem jungen Künstler auch schon mal anders werden. Vittorio Zambardi ist auf Ischia geboren, dort aufgewachsen und zur Schule gegangen, zog mit seiner Familie aber später nach Deutschland, studierte an der Akademie in Düsseldorf und lebt heute in Berlin. Seine Malerei lebt von der kontroversen Auseinandersetzung mit diesen enormen Traditionen, die auch bis zum Erdrücken lähmen können. Er ist Kind beider Welten, Rheinland wie Neapel, steht hier als alphabetischer Schlußpunkt ebenso wie vielleicht als Beginn für etwas ganz Anderes.

Martin Bochynek